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"Nein" sagen: ein "Ja" zu etwas anderem

Aktualisiert: vor 20 Stunden

"Nein“ zu sagen fällt mir – und vielleicht auch dir? – nicht immer leicht. Oft sage ich „ja“, obwohl ich ein inneres „Nein“ fühle. Warum? Vielleicht, um den Frieden zu wahren, nicht unhöflich zu erscheinen oder weil ich Angst habe, jemanden zu enttäuschen. Doch ein „Nein“ ist auch immer ein „Ja“ zu etwas anderem – zu mir selbst, meinen Grenzen, meinen Bedürfnissen.


Zwei Sprechblasen, eine weiss, eine schwarz. Auf einer steht "ja", auf der anderen "nö"
Erstellt mit canva

Warum sage ich „ja“, obwohl ich „nein“ meine?


„Nein“ wird gesellschaftlich oft negativ bewertet. Abhängig von Rolle, Alter oder Geschlecht ist es manchmal schwerer, Grenzen zu setzen.


Doch jedes Mal, wenn ich „ja“ sage, obwohl ich „nein“ meine, spüre ich ein ungutes Gefühl. Ich handle gegen meine Prioritäten, und das rächt sich oft: Ich fühle mich erschöpft, bin nicht authentisch und nicht in Verbindung mit mir selbst.



Marshall Rosenberg: „Jedes Nein ist ein Ja zu etwas anderem“


Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, hat mir geholfen, mein „Nein“ und auch jenes der anderen neu zu verstehen. Ein „Nein“ bedeutet nicht, dass ich ablehne oder abblocke. Es bedeutet, dass ich „ja“ zu etwas anderem sage – zu mir selbst, meiner Gesundheit, meiner Zeit oder meiner Klarheit.



Ein Beispiel aus dem Alltag


Nehmen wir an, jemand bittet dich um Unterstützung bei einer Aufgabe. Du hast aber schon volle Tage und merkst, dass dir die Energie fehlt. Vielleicht sagst du zögernd „ja“, aus Angst, unhöflich zu wirken. Eine Alternative aus der GFK könnte sein:


Wie kann ich nein sagen - Gewaltfreie Kommunikation - Beispiel
Spickzettel "Nein" sagen

💡 Tipp: Ich ermutige dich dazu, es im Alltag auszuprobieren. Wichtig dabei ist die Haltung ("Es ist ok, um Hilfe zu bitten. Es ist ok "nein" zu sagen. Es ist auch ok, wenn mir jemand "nein" sagt". Bleib in der Haltung und nutze dein eigenes Vokabular, damit das, was du sagst, authentisch ist.



Das „Nein“ als Chance: Ein Perspektivwechsel


Vielleicht kennst du auch die andere Seite: Du bittest jemanden um Hilfe, und diese Person sagt „nein“. Das kann auch hier ein „Ja“ dahinter, das nicht persönlich gegen dich gerichtet ist: Ein „Ja“ zu ihren Prioritäten oder ihrem eigenen Wohlbefinden.


Ein Beispiel: Du bittest Frau Meier um Unterstützung. Sie sagt „nein“, weil sie sich auf ein wichtiges Projekt konzentrieren möchte. Ihr „Nein“ bedeutet nicht, dass sie dich ablehnt, sondern dass sie ihre eigenen Ressourcen schützt. Indem du ihre Antwort respektierst, bleibt der Kontakt offen, und ihr könnt gemeinsam nach Alternativen suchen:

  • Vielleicht findest du jemanden anderen, der helfen kann.

  • Oder ihr besprecht, wie Frau Meier Entlastung bekommt, um später Zeit für deine Anfrage zu haben.


Die fiktive "Frau Meier" kannst du übrigens auch mit deiner Partnerin, deinem Vater, deinem Sohn oder wer auch immer dir manchmal oder häufiger "nein" sagt, ersetzen.



Selbstempathie: Mir selbst Raum geben


Bevor ich überhaupt „nein“ sagen oder ein "Nein" von jemandem akzeptieren kann, brauche ich einen Moment für mich selbst:


  1. Durchatmen: Wie geht es mir gerade? Was fühle ich? Was brauche ich?

  2. Anerkennen: Es kostet Mut, „nein“ zu sagen, vor allem, wenn ich das nicht gewohnt bin. Es kostet Kraft, "nein" wohlwollend zu akzeptieren und nicht persönlich zu nehmen.

  3. Zeit nehmen: „Ich schaue kurz, ob das gerade für mich möglich ist.“


Dieser kleine Raum der Selbstempathie hilft mir, klarer zu werden. Ich kann dann eher mit dem "Nein" umgehen oder es aussprechen.



Praktische Tipps für deinen Alltag


  • Nimm wahr, wann du „ja“ sagst, obwohl du „nein“ fühlst.

    • Gibt es bestimmte Situationen oder Menschen, bei denen das häufiger passiert?

  • Starte mit kleinen Schritten.

    • Ein klares „Nein“ in einer einfachen Situation kann dir helfen, Selbstvertrauen zu gewinnen.

  • Formuliere dein komplettes „Nein“ klar und ohne „aber“. Ein initiales "Danke" (wenn du es auch so meinst) kann eine wertschätzende Basis legen

    • „Danke, dass du gefragt hast. Ich möchte das gerade nicht übernehmen weil ....“



Meine Erfahrung: Durch "Nein" zu ehrlicheren Beziehungen

Ich beschäftige mich seit fast 20 Jahren mit dem Thema „nein“ sagen. Und auch heute noch gibt es Momente, in denen es mir schwerfällt. Manchmal sage ich „ja“, obwohl ich weiss, dass das nicht stimmig ist. Das ist ok, dann war die mögliche Konsequenz des "Nein" offensichtlich zu schwer für mich. Gleichzeitig gelingt es mir viel häufiger, mein „nein“ klar und wertschätzend auszusprechen und auch zu akzeptieren, dass das beim Gegenüber nicht sofort gut ankommen muss.

Weil aber jedes „Nein“, das ich ehrlich und respektvoll sage, mein Leben in Übereinstimmung mit meinen Werten stärkt, lohnt es sich für mich und für meine Beziehungen.


Hier findest du ein Video mit Marshall Rosenberg zum Thema "Nein sagen"




Einladung zum Ausprobieren


Vielleicht möchtest du in den nächsten Tagen bewusst darauf achten, wie oft du „ja“ sagst, obwohl du „nein“ meinst. Nimm dir Zeit, probiere es aus und sei geduldig mit dir. Jedes kleine „Nein“ ist ein Schritt zu einem grossen „Ja“ – zu dir selbst.


Wenn du Inspiration oder Unterstützung brauchst: Melde dich gerne bei mir. Ich freue mich auf den Austausch!

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